Mitsegeln in Kroatien und Dalmatien:

Pula - Ilovik - Ist - Zadar - Murter - Kornaten - Silba - Pula (Juni 2016)

Wir starten zu dritt in Pula zu einem knapp 2-wöchigen Törn.
Die Krka-Wassefälle wollen wir besuchen - vielleicht auch die Kornaten. Oder beides.
Dazwischen nehmen wir noch meinen Freund Lorenz in Zadar an Bord.
So weit der Plan, der Rest wird sich ergeben.
Tag 1

Es drängt uns nichts und so nutzen wir den ersten Tag für's "Ankommen", für die notwendigen Bordeinkäufe und für eine kurze Besichtigung Pulas.
Im Hafenbecken liegt gerade ein Wasserflugzeug am Steg. "Dank dieser Inselhopper lassen sich die Törns noch attraktiver, also erlebnis- und abwechslungsreicher, gestalten", erklärt Didi. "zum Beispiel wenn wir einen Törn Oneway fahren, etwa nach Split, und meine Gäste dann für ihren Rückweg nach Pula das Wasserflugzeug nutzen. Das ist ja für sich alleine schon ein besonderer Event."
Coole Sache, denke ich mir, so mache ich das vielleicht beim nächsten Mal auch.

Per Wasserflugzeug können verschiedene Destinationen in Kroatien zu günstigen Preisen angeflogen werden

Die Inselhopper bieten maximal 14 Passagieren Platz und fliegen mehrmals täglich

Höchste Konzentration gleich am ersten Tag: Gabis Premiere als Rudergängerin

Didis Lieblingssnack für Unterwegs: marinierte Anchovis

Tag 2

Nach den letzten wichtigen Besorgungen am Fischmarkt in Pula (marinierte Anchovis!) und noch einigen Cappuchinos in der Marina Veruda starten wir am späten Vormittag Richtung Süd-Ost. Für den Abend empfiehlt Didi eine gemütliche Bucht, um dort zu ankern und zu grillen.
Kaum aus der Marina weht uns schon ein frischer Wind um die Nase. Wir setzen Segel und entscheiden uns für den etwa 25 Seemeilen langen Schlag nach Losinj. Gabi ist zum ersten Mal bei einem Segeltörn dabei und staunt nicht schlecht, als ihr Didi schon nach wenigen Minuten und einer kurzen Einweisung das Ruder übergibt. Voll konzentriert steuert sie unseren Kurs während ich einen ersten Snack für uns vorbereite.


Nach ein paar Stunden genüsslichen Segelns passieren wir gegen 18 Uhr die Bucht Liski auf Losinj. Nicht unser eigentliches Ziel aber Didi kennt hier ein ursprüngliches Restaurant und nachdem der Wind schon stark abflaut entschließen wir kurzerhand hier zu ankern und das Grillen auf den nächsten Tag zu verschieben.
Eine kurze Dingi-Fahrt und ein rund 45-minütiger Spaziergang führen uns in einen schnuckeligen Ort, wo man vorzügliche Lammkotelettes vom Grill serviert ... ein Genuss.
Den ersten Segeltag beschließen wir bei einer Flasche Wein im Cockpit und gehen berauscht, nicht nur von den Eindrücken des Tages, viel zu spät ins Bett.

Bevor wir das Schiff verlassen: der prüfende Blick des Skippers, ob der Anker richtig steckt

In der Bucht Liski scheint die Zeit stehen geblieben zu sein

Tag 3

Frischer Kaffeeduft weckt mich aus meinen Träumen. Es ist schon 9 Uhr, ich habe verschlafen. "Kein Problem" lacht mir Didi entgegen "wir genießen die herrliche Bucht, baden noch, frühstücken dann erst einmal in aller Ruhe". Ich schlürfe den ersten Kaffee und kann mich gar nicht satt sehen am glasklaren türkisen Wasser, dem Wellenspiel, den vielfältigen Farben und Stimmungen.
Wir lassen es langsam angehen; beim gemeinsamen Frühstück besprechen wir das heutige Törnziel: nur ein paar Seemeilen wird es heute entlang der Westseite Losinjs weitergehen, bis wir die nächste traumhafte Bucht erreichen. Dort angekommen machen wir an einer Boje fest, grillen und genießen unseren Schwertfisch bei einem gut gekühlten Weißwein.

Tag 4

Der Wetterbericht kündigt einen starken Südsturm mit Böen bis 60 Knoten an. Obwohl wir sicher an der Boje hängen, empfiehlt Didi aus Sicherheitsgründen die Weiterfahrt nach Ilovik, um dort am Betonsteg festzumachen und den Sturm abzuwetttern.
Nach etwa einer Stunde motoren kommen wir in dem malerischen Fischerdörfchen an und durch den Kanal bläst bereits eine ordentliche Düse. Unterstützt von Didi fahre ich den Anleger und gegen 9 Uhr ist unser Schiff sicher vertäut.
Im Cockpit der FAIR LADY sitzend beobachten wir wie der Wind zulegt und erleben einige haarsträubende Hafenmanöver anderer Crews. Jetzt hilft jeder jedem und nur durch den beherzten Einsatz anderer kann so manch drohende Havarie verhindert werden.
Spätestens jetzt wird klar: heute ist es viel zu riskant zum Weitersegeln; wir werden den Tag auf Ilovik verbringen.

Die See ist schon ziemlich rauh, als wir früh morgens unsere Ankerbucht verlassen

Sturm auf Ilovik: bei Böen bis Windstärke 11 ist an Segeln nicht mehr zu denken

Es kann einen schlimmer treffen im Seglerleben, denn trotz seiner geringen Größe hat Ilovik einiges zu bieten: an der Westseite der sanft hügeligen Insel befindet sich einer der wenigen Sandstrände der kroatischen Inselwelt. Das kleine Eiland Sveti Petar gegenüber des Hafens beherbert die Überreste eines jahrhundertealten Benediktinerklosters sowie einer venezianischen Festung, die den damals seefahrerenden Händlern als Zollstation diente. Und im romantischen und höchst fotogenen Fischerdörfchen Ilovik lädt neben anderen das feine Restaurant Oliva zu vielerlei Leckereien ein. - So lässt es sich doch aushalten.

Willkommen auf Ilovik. Es gibt nicht viel aber doch einiges zu entdecken auf Ilovik

Spaziergang zum Sandstrand auf der anderen Seite der Insel

Will ich da baden? Der Sturm wühlt die See heftig auf

Unsere Kleincrew genießt nachmittags den vorzüglichen Cappuccino vor dem Oliva ...

... um am Abend im schönen Ambiente hervorragend zu speisen

Idylle pur: die nächtliche Skyline von Ilovik

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Tag 5

In der Nacht hat der Sturm nachgelassen, es klart zunehmend auf und wir genießen erst einmal Ham & Eggs im Oliva. Als wir dann morgens gegen 10 Uhr von Ilovik ablegen, nicht zuletzt um auch der Fähre wieder ihren angestammten Anlegeplatz frei zu machen, bläst noch immer ein kräftiger Wind um die 5 Beaufort, doch blauer Himmel und strahlender Sonnenschein versprechen einen herrlichen Segeltag.

Als wir Ilovik am Morgen verlassen deutet nichts mehr auf den gestrigen Sturm hin ...

... doch gleich hinter der Landabdeckung nehmen Wind und Welle deutlich zu

Kaum kommen wir aus der Landabdeckung raus, überrascht uns die noch unruhige See vom gestrigen Sturmtag und der Wind legt nochmals merklich zu. Wir setzen Segel, bleiben sicherheitshalber aber im 2. Reff und steuern mit Kurs 160° in Richtung Premuda, hoch am Wind und gegen die Welle - das wird sportlich heute.
Gabi erlebt ihre ersten Manöver unter Segel bei anspruchsvolleren Bedingungen, unter anderem das gefühlvolle Hoch-am-Wind-Fahren und einige Wenden.
Die ersten ein, zwei Stunden macht sie ihren Job als Rudergängerin ganz hervorragend, nur hin und wieder korrigiert Didi mit einem trockenen "Abfallen!" bzw. "Anluven!". Doch dann passiert es: Gabi wird sich ihrer Sache zu sicher, ist unkonzentriert und promt kommt der Steuerfehler. Die Genua schlägt über, steht für einen Moment back und Gabi, die in ihrer plötzlichen Nervosität nun auch noch Links mit Rechts und Anluven mit Abfallen verwechselt, fährt ihre erste Patenthalse. Das geht ja gar nicht - und dementsprechend fällt der Kommentar von Didi aus.
Gabi ist erst einmal bedient, braucht zur spontanen Beruhigung einen Pelinkovac und will für heute vom Steuern nichts mehr wissen.


Nach dem Schreck beschließen wir für einen kurzen Nachmittagssnack an einer der Bojen vor Luka Krijal festzumachen und steuern an die Westseite Premudas. Das der Insel vorgelagerte Riff und die sich dort brechenden Wellen erinnern mich an Bilder wie ich sie aus der Karibik kenne - einfach traumhaft.
Leider müssen wir feststellen, dass das Bojenfeld nicht ausgelegt ist - ein Umstand, der uns noch öfter begegnen soll und der den behördlichen Missständen zuzuschreiben ist - und entscheiden uns für die Weiterfahrt nach Ist, unserem ursprünglichen Tagesziel.
Den entgangenen Snack servieren wir währenddessen im Cockpit: marinierte Anchovis ... köstlich!

Der Nachmittagssnack auf Premuda muss leider ausfallen

Zum Glück haben wir noch jede Menge marinierte Anchovis im Kühlschrank

Tag 6

Die Insel Ist ist ein traumhaftes Fleckchen Erde. Wir liegen am Steg des gleichnamigen Fischerdörfchens und lassen die Seelen baumeln. Der gestrige Abend steckt uns noch schwer in den Gliedern, haben wir doch mit dem äußerst sympathischen Ehepaar vom Nachbarboot bis spät in die Nacht geredet, getrunken, gelacht - ein wirklich schöner Abend, der nicht ganz spurlos an uns vorübergeht.
So wird es leicht 11 Uhr bis wir gefrühstückt haben und beschließen uns noch etwas die Beine zu vertreten. Etwa 170 Höhenmeter über uns ziert eine kleine Kirche den begrünten Berggipfel - dort wollen wir hinauf und den Ausblick genießen. Der Weg ist gnadenlos steil, was uns zwar ordentlich ins Schwitzen, dafür aber auch schnell ans Ziel bringt. Und der Blick rundum entschädigt für alle Mühen: auf der einen Seite die offene Adria, auf der anderen die Inselwelt Kroatiens und dahinter der bis zu knapp 1.800 Meter hohe Gebirgszug der Velebit. Wir können uns kaum satt sehen.

"Auffi muss i" - da oben liegt das Ziel unserer kleinen Wanderung ...

... doch bis dorthin ist es zwar ein kurzer aber doch auch mühsamer Anstieg

Oben belohnt ein prächtiger Blick - Nein, nicht auf Didi und mich, das Panorama ist gemeint

Durch üppige Macchia führt der Weg zurück ins Dörfchen Ist

Was für ein Ausblick: unten rechts das Fischerdörfchen Ist, links der Bildmitte die Insel Molat, unser nächstes Etappenziel

Es ist schon nach 14 Uhr als Didi zum Aufbruch mahnt, schließlich wollen wir noch ein kühles Bier bei der hübschen Barbesitzerin trinken und die wenigen Seemeilen bis Molat schaffen. So verlassen wir die Insel Ist am späten Nachmittag und ganz unaufgeregt geht es bei schwachem Wind hinüber zur Nachbarinsel, wo wir an einer Boje für die Nacht festmachen. In wenigen Minuten ist das Dingi klar und pünktlich zum Abendessen sitzen wir auf Molat in einem schönen Restaurant direkt am Wasser, genießen Fisch und einen wunderbaren Sonnenuntergang.
Wie jeder Abend klingt auch dieser ganz entspannt bei einem "Absacker" im Cockpit der FAIR LADY aus.

Tag 7

Es drängt uns zum zeitigen Aufbruch, denn heute haben wir einen festen Termin: gegen 17 Uhr wollen wir in Zadar sein, um meinen Freund Lorenz, der mit dem Flieger aus München kommt, an Bord zu nehmen.

... den Didi als lebender Spiebaum unterstützt


Schneller als gedacht passieren wir bereits gegen halb vier Zadar und weil entsprechend Zeit bleibt segeln wir weiter zur Marina Sukosan, wo Didi noch einen gebrauchten Anker anschauen möchte. Per SMS informieren wir Lorenz kurzerhand über den neuen Treffpunkt und als wir kurz vor fünf die beiden Molenfeuer der Marina passieren sitzt er schon breit grinsend am ersten Stegkopf, in Trampermanier den Daumen in die Höhe gestreckt.
Die Begrüßung ist herzlich und während sich Lorenz in der leztzten noch freien Einzelkabine einrichtet, fegen heftige Gewitter über uns hinweg. Wir bleiben also über Nacht, obwohl die Marina Sukosan - ansonsten sicherlich einer der Vorzeigestützpunkte an der kroatischen Küste - gerade modernisiert und umgebaut wird und somit leider keinerlei Infrastruktur bietet.

Unsere Einfahrt in die Marina Sukosan, wo Lorenz bereits auf uns wartet

Kaum festgemacht kündigt sich das nahe Gewitter durch einen ersten Regenschauer an

Tag 8

Die ganze Nacht über schüttet es immer wieder wie aus Kübeln, doch der morgendliche Westwind vertreibt die letzten dunklen Wolken. Beim Frühstück besprechen wir den weiteren Törnverlauf: wir stehen vor der Entscheidung entweder zu den Krka Wasserfällen oder in die Inselwelt der Kornaten zu fahren. Da Didi und ich die Wasserfälle bereits kennen und dieser Abstecher zwar landschaftlich hoch attraktiv dafür aber seglerisch wenig interessant erscheint, tendieren wir beide zu Letzterem. Lorenz - bereits segelerfahren - ist heiß aufs Segeln und Gabi scheint diesbezüglich leidenschaftslos, sie genießt es einfach nur an Bord zu sein. Die Aussicht jedoch auf ein paar anspruchsvollere Segeltage lässt ihren Ehrgeiz aufflammen während ihres ersten Segeltörns nicht nur ins Thema hineinzuschnuppern, sondern auch wirklich etwas zu lernen. Dazu soll sie in den Kornaten noch ausreichend Gelegenheit bekommen.
Da wegen des Umbaus in der Marina Sukosan alles geschlossen ist, sind wir gezwungen den Supermarkt im Ort für unsere weitere Bevorratung zu wählen. Doch hier ist man auf Yachties nicht eingestellt und so erstickt die Hoffnung auf einen Bringservice zum Boot bereits im Keim. Mit mehreren Einkaufstaschen schwer beladen kämpfen wir uns in der beginnenden Mittagshitze zurück zum Schiff.
Ich bin nicht böse als wir gegen 13 Uhr die eher triste Marina verlassen und die rund 17 Seemeilen Richtung Murter angehen, wo Didi, wie er sagt, ein traumhaftes Restaurant in einer entzückenden Bucht kennt. Sukosan bleibt mir nicht in allzu guter Erinnerung. Wahrscheinlich lag es am Wetter, an der im Bau befindlichen Marina, am langen Geschleppe mit den Einkäufen. Vielleicht aber auch daran, dass hier schon die Hektik und Betriebsamkeit unserer Zivilisation allzu deutlich zu spüren ist - ich freue mich auf die Ruhe und Besinnlichkeit in einer stillen Bucht.

Auf süd-östlichem Kurs segeln wir Murter entgegen ...

... und begeistern uns an diesem herrlichen Küstenstreifen

Reger Schiffsverkehr fordert erhöhte Achtsamkeit

Auf Halbwindkurs segeln wir vorbei an herrlichen alten Wehranlagen und wunderschön angelegten Leuchtfeuern samt Wärterhäuschen, die sich hier zwischen der Insel Pasman und dem Festland perlenschnurartig aneinanderreihen. Gabi und Lorenz wechseln sich als Rudergänger ab, stets konzentriert auf kreuzende, entgegenkommende und/oder überholende Schiffe. Oftmals bleiben kaum mehr als vielleicht ein-, zweihundert Meter zwischen den Eilanden und Untiefen durch die sich alle drängen müssen. Da ist Vorausschau und navigatorisches Geschick gefragt. Didi wacht mit Argusaugen über das Geschehen.


Am späten Nachmittag erreichen wir uns Ziel: die Insel Zminjak mit der gleichnamigen Konoba. Ein einfacher aber solider Holzsteg, das rundum türkisfaren-klare Wasser und ein gepflegtes Restaurant umrahmt von sattem Grün lässt einen wie in einer anderen Welt ankommen. Wunderschön ist es hier.
Nach dem obligatorischen Bad lassen wir den Tag bei einem hervorragenden Abendessen im gepflegten Ambiente der Konoba ausklingen.

Am Holzsteg der Konoba liegen wir sicher für die Nacht

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Tag 9

Aus den Bordlautsprechern schallt Nana Mouskouris "Guten Morgen Sonnenschein", als ich mich aus meiner Koje schäle. Die Stimmung an Bord lässt sich treffender nicht beschreiben. Die anderen drei singen und swingen in der Pantrie, Kaffeeduft durchströmt den Salon - kurzum: die Laune, die Stimmung, das Wetter ... alles bombig; besser geht's nicht.

Kahl und trocken: auf den Kornaten wachsen bestenfalls ein paar Sträucher und Büsche

Doch genau das macht den besonderen Reiz dieses einzigartigen Nationalparks aus

Wir ahnen nicht, dass uns die Höhepunkte unserer Segelreise noch bevorstehen als wir die Insel Zminjak nach Westen an die Südspitze der Kornaten verlassen. Es weht ein kräftiger Maistral, der uns rasch zur Opatska Vrata bringt, dem südlichen Eingang in diese eigentümtliche Inselwelt.
Die Landschaft des Nationalparks Kornati mit seinen knapp 90 Inseln, Inselchen und aus dem Wasser ragenden Felsen gleicht einer Mondlandschaft: jedes der Eilande ist extrem spärlich bewachsen bis völlig kahl. Quellen oder Wasserläufe sucht man vergeblich. Es heißt die Römer hätten hier die einstigen Wälder für den Schiffbau gerodet und aufgrund des kargen und erosionsreichen Bodens hätte die Vegetation keine Chance mehr gehabt sich zu erholen.


Kaum passieren wir die Südspitze der Hauptinsel Kornat nimmt der NW-Wind durch den Düseneffekt auf gute 30 Knoten zu. Wir gehen so hart es geht an den Wind und rauschen in extremer Kränkung, trotz gereffter Segel, nordwärts. Die FAIR LADY gibt ihr bestes und befänden wir uns in einer Regatta hätten wir wohl gute Chancen auf einen der ersten Ränge. Dies scheint jedenfalls der Anspruch Didis zu sein, der uns mit lauten Kommandos von einer Wende zur nächsten jagt: nur keinen Speed und keine Höhe verlieren! Lorenz steht am Steuer, Gabi und ich bedienen die Schoten, Didi bestimmt Kurs und Segeltaktik, weist uns an, korrigiert Fehler und holt aus Schiff und Mannschaft das Maximum heraus. Dank seiner Kniffs und Tricks lernen wir viel an diesem Nachmittag und mit jeder Wende verbessern wir uns, werden die Abläufe runder, bis wir schließlich ein eingespieltes Team sind. Wir juchzen vor Spaß und Begeisterung.

Mit starker Kränkung treibt es uns in den Kornaten von einer Wende zur nächsten ...

... und wir lernen, dass Segeln auch sportlichen Einsatz und Kraftaufwand fordert

Bei aller Anstrengung überwiegt doch stets der Spaß und pure Lebensfreude


Knapp 20 Wenden und drei Stunden später ist unser Tagesziel erreicht, die Bucht Levrnaka am nördlichen Ende der Kornaten. Meine Arme, müde vom vielen Kurbeln an den Winschen, danken es obwohl es abgesehen davon noch hätte Stunden so weitergehen können.

Nach diesem erfüllten Segeltag haben wir uns den Anleger-Pelinkovac wohl verdient

In der Kornaten-Bucht Levranaka versteckt sich die nicht günstige aber sehr gute gleichnamige Konoba

Kaum die Segel eingeholt scheint uns ein zweites Schiff den vermeintlich letzten Platz am Restaurantsteg streitig machen zu wollen. Noch immer in Rennlaune, treibt mich Didi zu einem Blitzanleger: während ich die FAIR LADY rückwärts Richtung Steg steuere, machen die anderen drei die Fender und Leinen bereit und ratzfatz haben wir eingeparkt. So schnell und trotzdem souverän habe ich noch nie angelegt; na also, klappt doch! - Es ist DER perfekte Segeltag.
In der einladenden Konoba lassen wir uns abends Lamm-Peka und leckeren Wein schmecken. Mit fast 250 Euro für uns Vier fühlen wir uns zwar etwas abgezockt, dafür sparen wir aber die Nationalparkgebühr und liegen gratis am Steg. Noch lange sitzen wir unter Sternenhimmel im Cockpit und lassen diesen Traumtag Revue passieren.

Tag 10

Der Wecker reißt mich um Viertel nach vier aus den Träumen. Ich habe mir vorgenommen den knapp hundert Meter hohen Inselberg zu besteigen, um dort den Sonnenaufgang über den Kornaten zu fotografieren.
Obwohl ich mich ganz leise durchs Schiff bewege haben mich Gabi und Lorenz wohl gehört, denn auch sie schleichen plötzlich aus ihren Kajüten. Didi schnarcht noch seelig. Wir beschließen, ihn nicht zu wecken und begeben uns auf die holprig-steinige Besteigung.

Beim Aufstieg fällt Gabi, wenig bergerprobt, im wahrsten Sinne des Wortes zurück, verletzt sich dabei etwas unglücklich, jedoch Gott-sei-Dank nicht wirklich schlimm und bricht den weiteren Aufstieg ab während Lorenz und ich dem Gipfel weiter entgegen klettern.
In der selben Minute als wir diesen erreichen spitzt die glutrote Sonne über den östlichen Horizont und vor uns öffnet sich ein Prachtpanorama ohnegleichen. Die Fotoapparate knipsen um die Wette.

Der morgendliche Aufstieg auf den Inselberg wird mit einer grandiosen Aussicht belohnt

Oben angekommen küsst uns die Sonne mit ihren ersten Strahlen ...

... und wir können uns an dem prachtvollen Panorama kaum satt sehen


Der Blick vom Inselberg hinab auf die Kornaten-Bucht Levranaka. Unten am Steg die FAIR LADY

Gegen 8 Uhr sind wir wieder zurück am Schiff, wo Didi schon mit dem Kaffee auf uns wartet. Etwas enttäuscht, dass wir ihn zurück ließen, können die schönen Bilder zumindest ein wenig entschädigen. Wir frühstücken und marschieren gemeinsam noch auf die andere Inselseite, wo ein herrlicher Badestrand auf uns wartet.

Wir besuchen noch die versteckte Badebucht auf der anderen Inselseite - ein echter Geheimtipp - ...

... bevor wir Levranaka verlassen und den kurzen Schlag an die Südspitze von Duki Otok segeln

Lorenz ist begeistert: wo andere motoren bleiben wir unter Segel und manövrieren durch die malerische Bucht Telascica

Spät vormittags legen wir ab und segeln bei gutem 5er Wind unserem Tagesziel entgegen, dem Fischerdörfchen Muline am Nordende der Insel Ugljan, nicht jedoch ohne einen Abstecher in die Naturpark-Bucht Telascica am Südende der Insel Dugi Otok zu machen. Ich würde gerne die Steilklippen und den Salzsee besuchen, die ich bereits von einem früheren Törn kenne, doch Massen an Urlaubern, mehrere Ausflugsschiffe und ein lärmender Stromgenerator verderben uns die Laune zu diesem Ausflug. So hängen wir uns für eine Badepause mit anschließendem Anchovisnack an eine Boje und besegeln noch die fjordartige Bucht bis zu ihrem Ende, umrunden dort die hintersten beiden Inselchen und kehren wieder zurück zum Buchtbeginn, wo wir die Mala Proversa, einen nur 40 Meter breiten und maximal 5 Meter tiefen Kanal passieren - und dies alles unter Segel. Ein kleines seglerisches Meisterstück, das von einem sehr aufgeregten Italiener mit völligem Unverständnis und unwirschen Kommentaren quittiert wird.


Es geht noch ein paar Stunden nordwärts bis wir im letzten Büchsenlicht und bei einsetzender Bora den Hafen von Muline erreichen. Didi bietet mir an, den anspruchsvollen Anleger zu fahren, doch die einsetzende Dunkelheit, der starke Seitenwind und noch dazu enge Platz am äußersten Molenkopf machen mich Bange. Also zaubert Didi das Heck seiner FAIR LADY an die Mole und im Nu sind wir fest und sicher vertäut - da sieht man halt den Profiskipper.
Etwas müde und geschafft vom langen Tag gönnen wir uns noch ein leckeres Abendessen im Restaurant und gehen heute mal ausnahmsweise früh zu Bett.

Tag 11

Am Morgen bläst noch immer die Bora mit 4 bis 5 Beaufort. Gabi, Lorenz und Didi sitzen vorne an der Mole und frühstücken bereits als ich den Kopf aus dem Niedergang strecke. Ich setzte mich erst mal ins Cockpit, genieße einen Kaffee und lasse mich von der Sonne wärmen.
Da es in Muline keinen Laden gibt, fährt uns der Hafenmeister kurzerhand mit dem Auto ins nächste Dorf. Nachdem alles Wichtige besorgt ist und wir noch einen Mittagssnack im Hafencafé eingenommen haben geht es bei schwächer werdendem Wind zur Insel Silba, unserem ca. 20 Seemeilen entfernten Tagesziel.

Es ist ein ruhiger, unspektakulärer Segeltag. Wir vertreiben uns die Zeit mit abwechselndem Steuern, mit Gesprächen und Didi führt uns bei dieser Gelegenheit in die Geheimnisse des Segeltrimms ein.
Mit jeder Stunde lässt der Wind mehr und mehr nach und zufälligerweise steht Lorenz gerade am Steuer als wir die Einfahrt des kleinen Fischerhafens Silba passieren. Ich sehe ihm an, dass er nur darauf wartet, dass Didi das Steuer zum Anleger übernimmt, doch nichts dergleichen passiert. Ganz im Gegenteil: Didi deutet auf einen freien Platz am vordersten Stegkopf, lässt Lorenz einen engen Kreis fahren, Gabi und mich Fender und Heckleinen klar machen und platziert sich neben dem Steuerstand. "So, und nun den Rückwärtsgang einlegen", höre ich ihn zu Lorenz sagen "und gaaanz gefühlvoll rückwärts fahren. Nicht zu viel Gas und niemals das Ruder aus der Hand geben! ... Zur Sicherheit: Bugstrahlruder an!". "Bugstrahlruder ist an", entgegnet Lorenz. "Gut", sagt Didi, "dann park hier mal ein. Beobachte stets was der Bug macht und nutze den Wind als deinen Freund".

Die Mole des Fischerdörfchens Silba: hier werden wir heute die Nacht verbringen

Lorenz steuert unter den wachsamen Augen von Didi seinen ersten Anleger

Hoch konzentriert manövriert er das Heck der FAIR LADY an die Mole


Spätestens jetzt wird Lorenz bewusst, dass er gleich den ersten Anleger seines Lebens fahren wird. Seine Augen leuchen aber ich kenne ihn ja und sehe ihm die Nervosiät an. Sehr gefühlvoll steuert er das Heck der FAIR LADY an den Steg. "Vorwärtsgang einlegen! ... Aufstoppen! ... Gas wegnehmen!". Gabi und ich werfen die Heckleinen, die wir vom Mariniero sofort wieder zurück bekommen und belegen. Zum Schluss noch die beiden Murings festgemacht und schon liegen wir sicher.
Lorenz kommentiert seinen Anleger mit einem sehr breiten Grinsen und einem befreienden "Puh!" - na wenn das keinen Anlegerschnaps wert ist!

Tag 12

Unsere Segelreise neigt sich allmählich dem Ende entgegen; übermorgen schon müssen wir wieder zurück in Pula sein und stellen einstimmig fest: so ein Segelurlaub in Kroatien geht viel zu schnell vorbei.
Da der Wetterbereicht für die kommenden Tage ein stabiles Hoch und Flaute ankündigt, beschließen wir die noch schwache bis mäßige Brise zu nutzen und möglichst viel Strecke unter Segel Richtung Norden zu machen. Zwischen Osor und Martinscica kennt Didi eine malerische Bucht und nachdem die Bordvorräte noch aufzubrauchen sind wollen wir dort abends ankern und uns selbst versorgen.

Das Highlight des heutigen Segeltages ist die enge Kanaldurchfahrt Kavada bei Osor. Nur zwei Mal am Tag öffnet die Straßendrehbrücke zwischen den Inseln Cres und Losinj jeweils für rund 30 Minuten, um Schiffe in beide Richtungen passieren zu lassen. Ein Erlebnis für jede Crew sowie für die Zuschauer an Land. Wir schlüpfen gegen 17 Uhr durch den nur rund 150 Meter langen und 12 Meter breiten Kanal und kaum eine Stunde später fällt unser Anker in der Bucht Ustrinska, wo wir erst einmal in aller Ruhe baden, die wildromantische Stimmung genießen und unser Abendessen zubereiten: eine Hühnchenpfanne nach Art der kroatischen Peka.
Lange sitzen wir noch an diesem herrlichen Abend, begleitet von orchestralem Gezirpe, im Cockpit der FAIR LADY, reden, lachen und trinken bis spät in die Nacht.

Die Kanaldurchfahrt von Osor: nur zwei Mal am Tag können Schiffe nach Nord bzw. Süd passieren

Das Ende eines sehr gemütlichen Segeltages beschließen wir mit einer selbstgemachten Peka-Pfanne

Tag 13

Der Wetterbericht hat sich nicht getäuscht: schon früh am Morgen sticht die Sonne gewaltig vom Himmel und die Luft steht. Also erst einmal zur Abfrischung ins kühle Nass und beim ersten Kaffee die Taktik für den Tag bestimmen. Didi ist optimistisch, dass gegen Mittag vielleicht ein schwaches Lüftchen aufkommen könnte, das uns die letzten 25 Seemeilen bis Pula bringt. Schließlich wollen wir so wenig wie möglich motoren.
Doch in der gut geschützten Bucht würden wir von aufkommenden Winden gar nichts mitbekommen und so verbringen wir uns kurzerhand zur knapp vier Seemeilen entfernten Mini-Insel Zeca, wo wir frühstücken und noch etwas Zeit mit Baden und kleineren Schönheitsbasteleien totschlagen wollen.

Zu blöd nur, dass uns das Brot ausgegangen ist; doch Gabi kommt auf die glorreiche Idee einfach selbst welches zu backen. Gesagt, getan: alle Zutaten sind an Bord und so beschäftigen sich Gabi und ich mit der Teigzu- und Frühstücksvorbereitung während Didi und Lorenz neue farbige Mittelmarkierungen an die Steuerräder binden und die Rettungsringe mit besseren Leinen versehen. So kriegen wir dann auch ein paar Stunden rum, bis endlich gefrühstückt und gebadet ist und tatsächlich um die spätere Mittagszeit ein laues Windchen aufkommt.
"Das müssen wir nutzen, bevor der Wind am Nachmittag wieder einschläft", drängt Didi und nach wenigen Minuten schon segeln wir Richtung West. Die herrliche Küste Kroatiens mit seinen mehr als 1.000 Inseln lassen wir nun hinter uns und fahren bei schwachem achterlichen Wind ganz gemütlich über offene See hinüber zur Südspitze Istriens.

Besprechung der Segeltaktik am Morgen: auch ein Flautetag will möglichst gut genutzt sein

Zum Beispiel mit kleineren Schönheitsreparaturen ...

... oder der Zubereitung eines leckeren Frühstücks inklusive selbstgebackenem Fladenbrot


Der krönende Abschluss einer traumhaften Segelreise: eine ganze Delfinschule ...

... taucht plötzlich auf, springt und tollt um die FAIR LADY herum ...

... und begleitet uns noch ein gutes Stück auf unserem letzten Schlag Richtung Pula

Ich sitze gerade unten im Salon und schreibe an diesem Bericht, als ich oben aufgeregte Betriebsamkeit bemerke: Delfine! Aber nicht nur einer, oder fünf oder zehn - nein, es ist eine ganze Schule, vielleicht 20 oder 30 Tiere. Junge, Alte, Große, Kleine ... überall um uns herum Delfine. "Haben wir nicht noch ein paar Anchovis im Kühlschrank?" ruft es und schon gehen die Reste von Didis Lieblingssnack Stück für Stück über Bord. Doch die Delfine interessieren sich dafür in keinster Weise und nachdem sie eine Weile mit uns geschwommen sind, drehen sie wieder ab und verschwinden. Es ist ein eindrückliches Erlebnis Delfine in freier Wildbahn zu sehen - im Segelrevier Kroatien übrigens gar nicht mal so selten.


Nach dieser Begegnung sinnieren wir im Cockpit sitzend über das gemeinsam Erlebte in den Tagen unseres Törns und es bleibt nicht aus, dass ein wenig Wehmut aufkommt. Schade, dass wir heute Abend schon wieder in der Marina Veruda zurück zu sein müssen. - Müssen wir?? Nein, wir müssen nicht! Es genügt völlig wenn wir morgen Mittag in Pula ankommen. Ein kurzer Blick in die Seekarte und schon wird umdisponiert: unser heutiger Liegeplatz wird in der Bucht von Medulin sein, an einer der zahlreichen Bojen. Wie schön - wir haben noch eine letzte Nacht draußen.
Die Entscheidung für Medulin ist nicht ganz uneigennützig: Didi und ich kennen hier ein excellentes Steakrestaurant, das Salt & Pepper. Hier feiern wir unseren letzten gemeinsamen Abend und unseren super Törn bei einem grandiosen Stück Fleisch und sitzen anschließend noch eine ganze Weile in der belebten Beachlounge direkt am Wasser.
Gegen Mitternacht zieht es uns zurück zur FAIR LADY, die schon zum letzten gemeinsamen Absacker auf uns wartet.

Lust bekommen auf eine Segelreise?

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